Wieso ist das so?

Natur erklärt für Klein und Groß

Ein bisschen gruseln? - Feldwespe mit Parasit

Ein bisschen gruseln? – Feldwespe mit Fächerflügler

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Die Natur kann wirklich gruselig sein. Vor einiger Zeit saß plötzlich beim Gärtnern eine Feldwespe auf meiner Hand. Zunächst habe ich sie auf die Trockenmauer gesetzt. Aber irgendwie hat sie sich da nicht wegbewegt. Vielleicht hat sie Hunger?, dachte ich und habe sie aufs Kriechende Bergbohnenkraut verfrachtet. Während sie dort so hockte, habe ich den Fotapparat geholt und ein paar Fotos gemacht. Ich fand es sehr merkwürdig, dass sie gewartet hat, bis ich mit meinem Fotoapparat zurück war und dann auch noch so geduldig für die Fotos posierte. Normalerweise ist das anders. Wenn ich meinen Fotoapparat nicht direkt bei der Hand habe, wird das in der Regel gnadenlos bestraft. Doch beim genauen Anschauen der Fotos wusste ich, warum sie an den Blüten kein Interesse hatte und auch nicht fliegen wollte. Es war eine Feldwespe mit Parasit. Vermutlich war der Parasit ein Fächerflügler.

Ein bisschen gruseln? - Feldwespe mit Parasit

Diese Feldwespe ist von einem Parasit befallen.

Man muss schon genau hinschauen, aber diese Feldwespe ist von einem Parasiten befallen. Zwischen den hinteren Gliedern sieht man ein kleines Würmchen heraushängen. Feldwespen werden von Fächerflüglern der Art Xenos vesparum parasitiert. Allerdings sehen die, die ich bisher gesehen habe, schwarz aus. Wie bei dieser Feldwespe zum Beispiel.

Ein bisschen gruseln? - Feldwespe mit Parasit

Diese Feldwespe ist von Xenos vesparum befallen.

Diese Feldwespe ist von dem Fächerflügler Xenos vesparum befallen. Von Fächerflüglern befallene Insekten ‒ das sind meist Bienen oder Wespen ‒ werden auch als stylopisiert bezeichnet. Der Begriff geht auf die Unterordnung Stylopidia zurück, der Fächerflügler angehören. Allerdings sind bei der Hausfeldwespe auf dem Foto die Tönnchen schon leer. Das heißt, dass diese Feldwespe von Männchen parasitiert wurde und die Xenos-vesparum-Männchen schon geschlüpft sind. Denn die weiblichen Fächerflügler verlassen ihren Wirt nicht. Sie können nicht fliegen, haben weder Beine noch Augen und warten nur darauf, von einem fliegenden Männchen gefunden und begattet zu werden.

Die gruselige Entwicklung der Fächerflügler

Die Körper weiblicher Fächerflügler wie Xenos vesparum sind madenförmig und ragen zwischen den Körpergliedern der Feldwespen heraus. Werden sie von einem Männchen gefunden, begattet das Männchen das Weibchen über eine Art Begattungskanal. Die Eier entwickeln sich dann direkt in der Leibeshöhle des Weibchens. Und genau über diesen Begattungskanal verlassen dann nach einiger Zeit tausende Larven das Weibchen. Dabei versuchen sie auf andere Feldwespen überzugehen, um sich in deren Nest tragen zu lassen. Im Nest suchen sie die Wespenlarven auf und bohren sich in deren Körper.

Ein bisschen gruseln? - Feldwespe mit Parasit

Die Feldwespe war ziemlich träge.

In der Wespenlarve entwickeln sich die Fächerflügler-Larven dann weiter. Später durchboren sie die Hinterleibssegmente der inzwischen erwachsenen Wespen. Von dem Moment an sind die Wespen als stylopisierte Wespen zu erkennen. Die Larven und später auch die ausgewachsenen Fächerflügler ernähren sich von der Körperflüssigkeit ihres Wirtes.

Ein bisschen gruseln? - Feldwespe mit Parasit

Auch hier sieht man deutlich, dass diese Feldwespe von einem Parasit befallen ist.

Die Weibchen bleiben bis an ihr Lebensende in der Wespe stecken und dienen auch ihren eigenen Nachkommen als Nahrung. Die Männchen hingegen schlüpfen aus den Tönnchen und bewegen sich fliegend fort. Von Fächerflüglern befallene Insekten verhalten sich vollkommen anders als ihre Artgenossen. Auch Xenos vesparum programmiert ihren Feldwespen-Wirt vollkommen um. Befallene Wespen beteiligen sich nicht an der Brutpflege und ziehen sich immer mehr aus dem Nest zurück. Zudem können Fächerflügler wie Xenos vesparum ihren Fortpflanzungserfolg steigern, indem sie ihre Wirte so steuern, dass mehrere befallene Wespen zueinander finden.

Ein bisschen gruseln? - Feldwespe mit Parasit

Die Feldwespe hat doch noch Nahrung gefunden.

Diese befallene Feldwespe hat doch noch Nahrung gefunden. Und das zwar nicht in Form von Blütennektar, sondern in Form eines kleinen Insekts. Ich finde, es sieht aus wie eine kleine Spinne.

Die Fächerflügler Xenos vesparum parasitieren ausschließlich Feldwespen der Gattung Polistes, wie die Haus-, die Gallische, die Berg-, und die Heide-Feldwespe. Genau genommen sind Fächerflügler Parasitoiden, denn ein Befall endet immer mit dem Tod des Wirtes. Das ist bei Parasiten nicht der Fall. Parasiten können ihren Wirt zwar schädigen, sie töten ihn aber nicht.

Hast du auch schon öfter Feldwespen mit einem Parasit gesehen?

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