Neulich war ich an der Ostsee und habe eine grabende Wespe entdeckt. Es war ein Bienenwolf – ein Wolf im Wespenpelz sozusagen. Direkt neben dem Weg hat sie ihr Nest gegraben. Das Nest kann bis zu einem Meter tief sein. Was das für eine Arbeit ist, kann man auf den Videos, die ich aufgenommen habe, sehr gut sehen. Vor allem, wenn die steife Ostseebrise dazu kommt.

Ich wollte schon immer mal einen Bienenwolf sehen. Bei uns konnte ich aber noch nie einen entdecken. Obwohl die Bedingungen dafür günstig sind. Denn es ist sehr warm und sandig bei uns. Dass es nun ausgerechnet in Schleswig-Holstein dazu gekommen ist, damit hatte ich nicht gerechnet.

So lebt der Bienenwolf

Das Bienenwolf-Weibchen wird 13 bis 17 Millimeter groß und ist damit etwas größer als eine Honigbiene. Und die gehört auch überwiegend zu ihrer Beute. Daher der Name Bienenwolf. Es ist eher selten, dass Bienenwölfe Wildbienen fangen. Bienenwolf-Männchen sind mit 8 bis 10 Millimetern etwas kleiner. Der lateinische Name der Bienenwölfe ist Philanthus triangulum.

Das Nest des Bienenwolfs

Nach der Paarung gräbt das Bienenwolf-Weibchen in sandigen Boden Gänge, die bis zu einen Meter tief sein können. Am Ende der Gänge legt sie mehrer Bruthöhlen an.

 

Hier versucht das Bienenwolf-Weibchen einen kleinen Stein aus dem Nistgang zu bugsieren. Das ist gar nicht so einfach, wie man sieht. Vor allem, weil der Wind sie immer wieder in den Gang hineinschubst. Insgesamt braucht sie über eine Minute, um das Steinchen aus dem Gang herauszubekommen. Anschließend braucht sie erst einmal eine kleine Pause.

 

Allerdings geht es sehr bald weiter. Sind die Bruthöhlen fertig, fängt das Weibchen an, sich auf Lauer zu legen. Das tut sie auf Blüten, die gerne von Honigbienen besucht werden. Gelingt es ihr, eine Honigbiene zu fangen, lähmt sie sie mit einem Stich und transportiert sie zum Nest. Für jede Kammer fängt sie mehrere Bienen. Von diesen Bienen ernähren sich ihre Larven. Hat sie genügend Bienen beisammen, legt sie auf eine der Bienen ein Ei und verschließt die Höhle.

Wie viele Bienen sie in einer Bruthöhle ablegt ist unterschiedlich. Es hängt vor allem davon ab, ob eine männliche oder eine weibliche Larve aus dem Ei schlüpft. Soll eine männliche Larve aus dem Ei schlüpfen, legt das Bienenwolf-Weibchen zwei bis drei Honigbienen in die Bruthöhle. Schlüpft daraus eine weibliche Larve, sind es bis zu fünf, manche schreiben sogar sieben, Honigbienen.

Woher sie weiß, ob eine männliche oder weibliche Larve schlüpfen wird? Bienen und Wespen können selbst entscheiden, ob aus einem Ei ein Weibchen oder ein Männchen schlüpfen soll. Denn das Weibchen befruchtet die Eier immer erst kurz bevor sie sie legt. Aus den befruchteten Eiern entwickeln sich weibliche Bienen oder Wespen, aus den unbefruchteten Eiern entwickeln sich Männchen.

Der Duft dem kein Bienenwolf widerstehen kann

Um Bienen zu fangen, lauert das Bienenwolf-Weibchen auf einer Blüte auf ihre Beute. In Experimenten haben Wissenschaftler gezeigt, dass sich die Bienenwölfin dabei ausschließlich am Bienenduft orientiert. So wurde auch ein mit Bienenduft präpariertes Holzklötzchen zur Beute der Bienenwölfin. Wenn sie die Biene gefangen und betäubt hat, presst sie aus der Biene noch den Nektartropfen heraus. Dieser Tropfen dient dem Bienenwolf-Weibchen selbst als Nahrung.

Bienenwölfe und Bakterien

Es dauert nur wenige Tage, bis die Bienenwolf-Larve aus dem Ei schlüpft. Doch auch die paar Tage müssten eigentlich ausreichen, die eingelagerten Bienen komplett verschimmeln zu lassen. Denn im Bienenwolfnest ist es warm und feucht. Wissenschaftler haben es ausprobiert. Unter diesen Bedingungen sind die Bienen nach drei Tagen vollständig verschimmelt. Eine verschimmelte Biene kann der Larve aber nicht mehr als Vorrat dienen.

Gut, dass das Bienenwolf-Weibchen mit Bakterien eine Symbiose eingeht. Die Bakterien leben in speziellen Antennendrüsen der Bienenwölfe. Aus diesen Drüsen sondern die Weibchen eine weiße Substanz ab. Mit dieser Substanz bestreichen sie die Innsenseite der Brutkammern.

Bienenwölfe und Antibiotika

Anfangs dachten Wissenschaftler, die Substanz diene lediglich dazu, den frisch geschlüpften Bienenwölfen nach der Verpuppung den Weg nach draußen zu zeigen. Doch dann wurde ihnen klar, dass diese Substanz nicht nur zur Orientierung dient. Denn nachdem die Bienenwolf-Larven den Honigbienenvorrat verspeist haben, spinnen sie sich in einen Kokon ein, um sich zu verpuppen. Dabei suchen die Larven gezielt nach dieser weißen Substanz und spinnen sie mit in ihren Kokon ein.

Nachdem die Wissenschaftler diese Substanz genauer untersucht haben, haben sie darin bestimmte Bakterien gefunden, die in der Lage sind Antibiotika zu produzieren. Und sie konnten nachweisen, dass sehr viele dieser Bakterien auf der Außenseite der Konkons vorkommen: Bienenwolf kultiviert Antibiotika-Produzenten. Damit schützt die Bienenwölfin nicht nur den Honigbienenproviant sondern auch ihre eigenen Nachkommen vor dem Verschimmeln. Und das tut sie nicht erst seit Vorgestern, sondern bereits seit 68 Millionen Jahren: Bienenwölfe nutzen seit 68 Millionen Jahren erfolgreich die gleichen Antibiotika.

Und das ist noch nicht alles. Die Bienewolf-Eier produzieren offensichtlich zusätzlich in großen Mengen Stickstoffmonoxid. Auch das trägt dazu bei, dass ihr Proviant nicht verschimmelt: Bienenwolf bekämpft Schimmel mit Gas.

Die Goldwespe Hedychrum rutilans

Die Goldwespe Hedychrum rutilans freut sich über all die Tricks des Bienenwolfs. Denn sie parasitiert die Bienenwolfnester. Auch bei meiner Bienenwölfin war Hedychrum rutilans nicht weit.

 

Die Goldwespe wartet einfach ab, bis die Bienenwölfin Proviant im Nest ablegt und legt darauf ein Ei. Die beiden hier scheinen ungeduldig zu sein. Wahrscheinlich ist die Bienenwölfin noch bei der Arbeit.

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