Ende September ist es ruhig geworden an unserem Wespennest. Und Anfang Oktober hat ein Sturm ein Loch in das Nest gerissen. Die Bilder dazu hatte ich dir im letzten Beitrag gezeigt: Was machen Wespen im Winter? – Die Mittlere Wespe. Bei einem Regen Ende Spetember hat eine der Mittleren Wespen in einem Blumenkübel vor unserer Haustür Schutz gesucht. Sie hat sich erst an einem Stiel, dann an einem Blatt und dann an einer Knospe festgeklammert.
Inwischen lebt natürlich auch diese Wespe schon lange nicht mehr. Doch was machen Wespen eigentlich im Winter?
Was machen Wespen im Winter?
Man könnte fast sagen, Wespen machen gar nichts im Winter. Denn alle Arbeiterinnen aus dem Wespenstaat sterben im Winter. Und die Wespen, die überhaupt überleben, befinden sich im Winter in der Ruhephase.
Fast alle Wespen des Wespenstaates sind also im Herbst gestorben. Auch die alte Königin. Doch im Sommer hat sie noch viele Eier gelegt, aus denen sich neue Königinnen entwickelt haben. Außerdem hat sie Eier gelegt, aus denen sich Drohnen entwickelt haben. Drohnen nennen wir die Männchen von Wespen und Bienen. Im Spätsommer sind die Jungköniginnen und die Drohnen ausgeflogen und haben sich gepaart. Die Drohnen sterben meist kurz nach der Paarung.
Sobald es kälter geworden ist, haben sich die Jungköniginnen eine geeignete Stelle zum Überwintern gesucht. Dazu haben sie sich in lockerem Boden vergraben oder zwischen Ästen und Zweigen oder unter Blättern verkrochen.
Wichtig für die Jungköniginnen ist, dass die Stelle möglichst nicht der prallen Sonne ausgesetzt ist. Denn dann würde sich die Stelle an sonnigen Tagen im Winter zu sehr aufwärmen. Würde das mehrere Tage hintereinander passieren, würde die Königin möglicherweise zu früh aus der Winterstarre erwachen. In dieser Winterstarre bleibt sie, bis es im nächsten Frühjahr etwa zehn Tage hintereinander um die fünfzehn Grad warm ist. Sollte es lange genug warm sein, erwacht sie langsam aus ihrer Winterstarre.
Sobald sie erwacht ist, muss sie erst einmal Energie tanken. Denn sie hat ja den ganzen Winter keine Nahrung zu sich genommen. Wespen ernähren sich vor allem von süßen Pflanzensäften. Das heißt, sie trinken Nektar an Blüten, nehmen süße Baumsäfte auf oder besuchen später im Jahr reifes Obst.
Die Königin beginnt, ein Nest zu bauen
Nachdem sich die Königin ein paar Tage gestärkt hat, sucht sie sich einen geeigneten Platz für ein Nest. Dort beginnt sie zu bauen. Sobald sie ein paar wenige Waben gebaut hat, legt sie in die sofort jeweils ein Ei. Wenige Tage später schlüpfen die ersten Larven. Während die Königin das Nest weiter ausbaut, muss sie also anfangen, die Larven zu ernähren. Anders als die Königin selbst, die ja weiterhin Nektar und süße Baumsäfte trinkt, brauchen die Larven tierische Kost. Deshalb fängt die Königin für ihre Larven Insekten.
Wenn sich die Larven dick und rund gefressen haben, verpuppen sie sich. Noch einmal etwa vierzehn Tage später schlüpfen die ersten Arbeiterinnen. Von nun an muss die Wespenkönigin nicht mehr alles ganz alleine machen.
Die Königin bleibt im Nest
Anfangs fliegt die Königin aber immer noch aus und unterstützt ihre Arbeiterinnen bei der Brutpflege und dem Nestbau. Erst wenn zehn bis fünfzehn Arbeiterinnen geschlüpft sind, bleibt die Königin im Nest. Von da an legt sie nur noch Eier. Nun ist es die Aufgabe der Arbeiterinnen, das Nest zu erweitern und sich um die Larven zu kümmern.
Die Königin steuert die Abläufe im Nest über ganz bestimmte Botenstoffe. Diese Botenstoffe nennen wir Pheromone. Über Pheromone entscheidet die Königin auch, dass in der ersten Zeit im Nest nur Arbeiterinnen schlüpfen, die keine Eier legen können. Später im Jahr legt die Königin Eier, aus denen selbst Königinnen schlüpfen. Außerdem legt sie Eier, aus denen sich die Drohnen entwickeln. Drohnen entwickeln sich immer aus unbefruchteten Eiern.
Das Ende der alten und der Beginn der jungen Königin
Wenn die Jungköniginnen und die Drohnen schlüpfen, ist die Zeit der alten Königin abgelaufen. Sie produziert immer weniger Pheromone und legt kaum noch Eier. Die Arbeiterinnen geraten in Aufruhr, die jungen Königinnen und die Drohnen sowieso. Die alten Königinnen verlassen das Nest, werden von den Arbeiterinnen hinausgeworfen oder getötet.
Unter unserem Nest haben wir eines Tages ein totes Tier gefunden. Bei näherem Hinsehen haben wir festgestellt, es war eine Mittlere Wespenkönigin. Ihr fehlte ein Fühler und die Flügelenden waren ausgefranst. Bestimmt war es die alte Königin aus unserem Nest.
Den Ausflug der Jungköniginnen haben wir leider verpasst. Eigentlich hatten wir uns sehr darauf gefreut, das Schauspiel zu beobachten. Vielleicht klappt’s ja beim nächsten Wespennest.
So wie die Mittleren Wespen aus unserem Nest, entwickeln sich übrigens alle Wespen, die Staaten bilden. Dazu gehören natürlich auch Hornissen. Hornissen sind schließlich auch Wespen. Aber auch Hummelstaaten entwickeln sich so. Hummeln gehören übrigens zu den Wildbienen.
Spannendes Naturerlebnis – für Kinder und Erwachsene
Als wir im Juni das Nest entdeckt haben, haben wir natürlich erst einmal überlegt, was wir tun sollen. Immerhin war das Nest relativ dicht neben der Haustür. Und wenn wir rein und raus gehen, mussten wir immer daran vorbei. Deshalb haben wir uns erst einmal beraten lassen. Sehr geholfen haben uns die Fachleute beim Umweltamt. Dort, und in meinen Insektengruppen haben mir alle versichert, dass die Mittlere Wespe sehr friedfertig ist. Also haben wir nichts unternommen und das Naturschauspiel fasziniert beobachtet. Dabei sind die Wespen und wir uns nie ins Gehege gekommen. Im Gegenteil, es war ungeheuer spannend, das Treiben zu beobachten – für Kinder und Erwachsene.
Ich kann nur an euch appellieren. Falls ihr mal ein Wespennest entdeckt, macht es nicht einfach weg. Mal ganz abgesehen davon, dass man das gar nicht darf, ist es bei den meisten Wespenarten durchaus eine Überlegung wert, ob das Nest nicht bleiben darf. Leider kommt das für viele schon aus Angst um ihre Kinder nicht in Frage. Dabei kann man Kindern sehr wohl erklären, was bei einem Wespennest möglich ist und was nicht. Für uns hieß das: Daran vorbei gehen und auch stehen bleiben, um zu schauen, was passiert, ist überhaupt kein Problem. Sich irgendetwas zum Klettern holen und das Nest anfassen, geht natürlich gar nicht. Oder, noch schlimmer, vielleicht zu versuchen, durch die Öffnung in das Nest zu schauen. Das ist absolut tabu. Natürlich habe auch ich meine Fotos mit dem Teleobjektiv aufgenommen.
Und falls ihr das Nest nicht dort lassen wollt, beim Umweltamt oder den Naturschutzvereinen bekommt ihr Adressen von Imkern oder anderen Fachleuten, die das Nest an einen anderen Ort umsiedeln. Dann habt ihr etwas gegen eure Angst getan, die Wespen aber durften überleben. Und das ist gut so, denn Wespen sind ungeheuer nützliche Tiere. Sie sind sowohl Bestäuber als auch Insektenjäger. Und gerade zum Beispiel die Mittlere Wespe steht schon lange auf der Roten Liste. Ein Grund ist, dass sie Ihre Nester oft so leicht sichtbar anlegt und die Menschen sie aus Angst und Unwissenheit zerstören. Damit hat man nicht nur wenige Individuen sondern ein ganzes (zukünftiges) Volk zerstört.
Denn von den Wespenköniginnen, die im Spätsommer das Nest verlassen, schaffen es wahrscheinlich nur 1 bis 2 Individuen, einen Staat zu gründen. Und ich finde diesen Wespenköniginnen sollten wir auch die Möglichkeit geben, für Nachkommen zu sorgen.
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Wir sind wieder verlinkt: Der Natur-Donnerstag, Niwibo, myworldthrumycameralens, Freutag, Friday Bliss, Ein Fachwerkhaus im Grünen.
31. Januar 2020 um 20:46
Liebe Silke
spannend erzählt. Ich hatte vor vielen Jahren im Frühjahr erelbt, wie eine Wespenkönigin sich aus dem Waldlaub ausgebuddelt hat und losgeflogen ist. Leider hatte ich damals mit der Fotografiererei noch nicht so viel am Hut.
LG Bernhard
1. Februar 2020 um 17:43
Lieber Bernhard, das klingt spannend. Und auch wenn du es nicht fotografiert hast, du hast es nicht vergessen.
Ein schönes Wochenende.
LG, Silke
24. Januar 2020 um 16:15
Liebe Silke,
wie spannend, hier so viel Interessantes über Wespen zu erfahren. Eine Königin habe ich noch nie so nah gesehen. Danke für die Infos. Sie regen an, sich noch etwas mehr in das Thema zu vertiefen.
Liebe Grüße zum Wochenende,
herzlichst moni
24. Januar 2020 um 19:08
Liebe Moni, sie sind wirklich spannend sehr spannend zu beobachten :)
Ein wunderschönes Wochenende wünsche ich dir.
Liebe Grüße
Silke
24. Januar 2020 um 8:19
Wespen und Bienen sind dieselbe Sache? Interessant über Wespen zu lesen. Meine Eltern zogen einst Bienen auf und hatten viele Bienenstöcke.
24. Januar 2020 um 10:03
Das stimmt sogar. Bienen sind eigentlich Wespen, denn sie gehören zu den “Hautflüglern”. Früher hat man Benen auch als “Blumenwespen” bezeichnet.
In diesem Beitrag geht es aber um die “Echten Wespen”. Dazu gehört auch die Mittlere Wespe, deren Nest neben unserer Haustür hing.
Ein schönes Wochenende wünsche ich dir.
Liebe Grüße
Silke
24. Januar 2020 um 4:52
Awesome photos!
Have a great weekend!
24. Januar 2020 um 9:21
Thanks a lot :)
23. Januar 2020 um 23:04
I have to say that I have never really thought much about wasps before I read your post! There’s so much that most of us don’t know, so thanks for all your helpful information and photos!
It’s delightful to see you at ‘My Corner of the World’ this week!
My Corner of the World
24. Januar 2020 um 9:20
That’s a little bit of what I want to reach with my blog: show people how interesting most of our Insects are. And we need them very much.
Have a nice weekend
Silke
23. Januar 2020 um 18:59
Es hat Spaß gemacht hier zu lesen und dabei viel über die Lebensweise dieser Wespenart zu erfahren!
LG Heidi
24. Januar 2020 um 7:45
Dankeschön. Schön, dass du mich besucht hast :)
Liebe Grüße
Silke
23. Januar 2020 um 9:50
Wieder meinen ♥lichen Dank für die Verlinkung zum “Natur-Donnerstag.
Mit ♥lichen Grüßen
Jutta
23. Januar 2020 um 10:30
Ich freue mich, dass ich meinen Link bei dir lassen durfte :)
Herzlichst
Silke
23. Januar 2020 um 9:17
Ich find es toll so Informationen zu haben, danke dir!
Lieben Gruss Elke
23. Januar 2020 um 10:30
Gerne, liebe Elke. Herzlichen dank für deinen Besuch.
Liebe Grüße
Silke